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Geshichte - Chronik

Abbildung: Alte Schule -

Die Ursprünge

Aus dem Quellenmaterial lassen sich die Anfänge der Schule in Graben nicht sicher feststellen. Der erste Schulmeister namens Lorenz Böck wird 1769 erwähnt. Er war, wie damals üblich Mesner und erteilte nebenzu noch Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen. Bis zum Jahre 1829 wurde in dem der Kirche gehörenden Mesnerhaus unterrichtet. Dieses Haus befand sich in der Nähe der Kirche, nur durch die Straße getrennt. Dass es ein sehr einfaches Haus war, lässt sich aus der noch vorhandenen Beschreibung erahnen.
"Das Schulhaus ist Mesnerhaus zugleich; im unteren Stock ein kleines Wohnzimmer nächst dem Schulzimmer und der Kuchl. Im zweiten Stock befindet sich ein Zimmer ohne Ofen und Nebenkammer. Auf dem Boden unter dem Dache können Körner und Stroh aufbewahrt werden. Rückwärts am Hause unter dem nämlichen Dache eine Holzlege, eine Tenne und eine Stallung für 3 Stück Vieh. Das Schulzimmer, welches zugleich ein Theil des Mesnerhauses ausmacht, ist zwar so ziemlich gut arrangiert, doch wäre es zu wünschen, dass die Größe desselben der Schülerzahl mehr angemessen wäre, indem für jetzt die Gedrängtheit der Schüler und Stühle sehr lästig fällt."
Wie groß war der Schulraum? Er maß 3,50 m in der Länge und ebensoviel in der Breite und war 2 m hoch. Diese Schulstube musste Platz für 40 Kinder bieten.
Im Jahre 1810 wurde in Bayern die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Die Werktagsschule dauerte zunächst sechs Jahre, anschließend erfolgte der Besuch der dreijährigen Sonntagsschule. Da die Schülerzahlen wuchsen, wurde der Bau eines Schulhauses unvermeidlich. 1829 begann man, "am schönst gelegenen Teil des Ortes auf der Höhe des Lechrains nahe der Kirche" ein Schulhaus zu errichten. Die Kosten betrugen 3139 Gulden und wurden von der Kirchenstiftung getragen, die Gemeinde leistete nur Hand- und Spanndienste. Im Laufe der Jahre wurde immer wieder an- und umgebaut, renoviert und erweitert.
Was ein Lehrer verdiente, ersieht man aus der Beschreibung der Schulstelle Graben. Bezahlt wurde er aus drei Kassen, dem Rentamt (vergleichbar der heutigen Landkreiskasse), der Gemeinde und der Kirche. Damit die Gemeinde den Zuschuss aufbringen konnte, erhob sie von jedem Kind ein Schulgeld in Höhe von 72 Pfennigen im Vierteljahr. Die Gesamteinnahmen des Lehrers von Graben betrugen 1400 Mark im Jahr. Dafür mussten die Angehörigen des Lehrers auch noch das Schulhaus reinigen und beheizen. Das Brennmaterial wurde von der Gemeinde in genau festgelegter Menge geliefert.

Abbildung: Schüler 1913 vor der alten Schule - mit Ortspfarrer und Hauptlehrer Jean Mayr

1893 - 1909

Auszüge aus "Varia Parochiae Grabensis scripta a parocho Gg. Heigel" (Das Original liegt im Archiv der Pfarrei St. Ulrich und Afra in Graben. Der in alter deutscher Schrift verfasste Text ist übertragen von Prälat Erich Lidel.)

1893

Am 9. Juni am Hl. Herz Jesu Feste war H. Britzelmayr Kreisinspektor zur Visitation der Schule in Graben. H. Britzelmayr war freundlich gegen die Kinder; in der Schule zeigte er sich als vorzüglicher Pädagoge. Die Prüfung fiel jedoch mittelmäßig und in manchen Fächern fast ungenügend aus. Herr Lehrer Pröller hatte sich gar nicht vorbereitet, in schauerlichen Fragen im Aufsatze gefragt u. eine Lehrer, Kinder u. Zuhörer malträtierende Erklärung des Aufsatzes gegeben. Der 9. Juni ist für Pröller ein Tag des Martyriums gewesen.

1895
Am 24 Oktober war hier Pfarrvisitation. Die Prüfung ergab kein besonders glänzendes Resultat. Die Kinder sind auch noch zu sehr mit den Feldarbeiten beschäftigt u. ist ihr Geist eher überall anderswo nur nicht beim Studium des Katechismus.

1896
Am 13. Jänner war Abschiedsfeier des Lehrers Gg. Pröller bei Zott und am 14. zog er mit seiner Familie fort. Lehrer Pröller zeigte allenthalben guten Willen, leistete jedoch in der Schule wenig ob seiner geringen Begabung im Schulhalten. Der Abschied fiel schwer, welch ein Jammer und ein Tränenstrom der Familie im Pfarrhof. Am 16. Jänner kam Herr Lehrer Julius Blumrich als Verweser hieher. Seine Leistungen in der Schule waren anerkennenswert, d.h. Blumrich bereitete sich gewissenhaft vor und zeigte ziemlich Geschick mit den Kindern zu verkehren. Leider ist er sehr sanguinischer Natur u. hat den Prügelstock viel angewendet. Zucht brachte er in die Schule. Da er im Gasthause wohnte u. die Wirtin Witwe ist, so machte dies bei den Leuten keinen guten Eindruck, obwohl er untadelhaft dasteht. Als der 15. April kam, kam Blumrich als Hilfslehrer nach Leuterschach zu seiner und der hieigen Leute Freude. Das Schulhaus wurde wieder wohnlich hergerichtet; es sah darin vorher entsetzlich u. schauerlich aus. Die Kosten beliefen sich auf 500 Mark u. doch ist die neue Frau Lehrer noch unzufrieden u. beklagt sich über dieses alte, u. unpraktische u. heruntergekommene Schulhaus. Eine schöne Empfehlung bei Pfarrer und Gemeinde, 20 andere Lehrer wären zufrieden gewesen. Am 16. April kam Lehrer Jean Mayr nach Graben; er macht einen ziemlich guten Eindruck u. verspricht nach dem Wunsche des Pfarrers zu handeln. Sein bisheriges Benehmen gegen die Herrn Pfarrer ist gar nicht lobenswert, u. dürfte Vorsicht gegen das Schulhaus am Platze sein. Seine Frau ist eine geborene Französin in Nancy.

1898
Am 15 März war in Graben Schulprüfung. Das Resultat war ziemlich gut; es zeigte sich bei den Kindern Freude und Eifer im Unterricht; das Rechnen aber ist noch mangelhaft. Das Schulhaus wird wegen des beschränkten Schulsaales auf Anregung des Lokalschulinspektors auf Kosten der Gemeinde renoviert: 1.Juli - 1. Oktober 1998; Die Ausführung des Baues wurde wegen beschleunigter Arbeit der hohen Kgl. Regierung /: die Genehmigung erfolgte nach 7 monatl. Aktenvorlage Mitte Juni :/ auf das Jahr 1899 verschoben.

1899
Am 3. März fand dahier die Schulprüfung statt. Es fehlte im Rechnen. Das stille Sprechen gar wieder gerügt. Am 11. März fand eine Schulfeier statt, wobei den Kindern von dem Lokalschulinspektor die Bedeutung des 100jährigen Jubiläums der Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach klargelegt wurde. Bei Beginn und Schluss der Feier wurde das Lied gesungen: Hochgesang u. bayr. Nationalhymne. Schließlich verteilte der Pfarrer jedem Kinde eine Breze, die er aus eigener Tasche bezahlte.

1900
Am 22. März war hier öffentliche Schulprüfung. Der neue Schulsaal, der im vorigen Jahr erweitert wurde, ist hell und freundlich u. für die gegenwärtige Schülerzahl 77 ausreichend. In den Köpfen der Kinder war nicht so hell; es fehlt an Disziplin, Rechnen ist die schwächste Seite. Die Schulhauserweiterung erfolgte durch den Maurermeister Kölbl von Kreuzanger, die Leitung durch den Amtsarchitekten Bresele, der nur einmal nachsah, die übrige Aufsicht und Anschaffung durch die Bewohner das Schulhauses; die Gemeinde leistete die Kosten von etwas mehr als 3000 Mark; der Bürgermeister sah nicht ein einzigesmal bei dem Baue nach und von der ganzen Gemeindeverwaltung fat im Jahr 1899 kein einziges Mitglied den aus Gemeindemitteln erbauten Saal gesehen.
In seelsorglicher Beziehung ist das Jahr kein gutes zu nennen , fünf Mädchen haben illegitime Kinder geboren u. von dreien wird die Geburt Anfangs des Jahres 1901 sein. Gott schütze die braven ....

1903
Im Jahre 1903 hat sich der Chorsänger Moritz Schneider mit Lehrer Mayr durch Zeitungsartikel u. gerichtliche Verhandlungen, die zum Nachteile des Schneider ausfielen, der Art verfeindet, dass Schneider vom Chore fernblieb; im Jahre 1902 am 15. Februar kam der Schulverweser Aug. Burger aus Lager-Lechfeld nach Augsburg als Hilfslehrer, Lang von Heimenkirch ist ein sehr braver und tüchtiger Lehrer; mit dem Ortslehrer konnte er nicht gut fahren und war dessen unfreundliches schulmeisterliches Benehmen Anlass, dass Lang den Sängerchor seit dem Fronleichnamssonntag 1904 mied. Da Lang ein Baßsänger mit guter Stimme ist u. dem Chore ein solcher sehr nötig wäre, so wird sein Fernbleiben von allen Leuten mit Ausnahme des Chorregenten Jean Mayr sehr bedauert.

1904
Am 22. November war Kreisschulinspektor Rebele zur Schulvisitation. Das Resultat war gut; nur Rechnen verdient eine bessere Handhabung u. namentlich sollten die schwächeren Kinder Besseres leisten.

1905
Prüfungen in der Schule zu Graben gut, in Lager-Lechfeld sehr gut. Herr K. Schulinspektor Rebele hat den Eifer u. die Geschicklichkeit des Herrn Lehrers Lang anerkannt. Am 1. Mai 1905 wurde Lang nach Augsburg befördert. An seine Stelle trat der Hilfslehrer Josef Heilmeier von Königsbrunn, geb. zu Günzburg als Sohn eines praktischen Arztes. Derselbe nimmt am Kirchenchor sehr wenig Theil, hat auch eine entsetzliche Stimme. Als Lehrer ist er gut, als Mensch hochmütig.

1907
Am 1.April kam Schulverweser Heilmeier von Lager-Lechfeld nach Augsburg; es war alles froh als dieser Lehrer, mit der Garnisonsverwaltung stets auf dem Kriegsfuß lebend, von Lager fort kam. Ein recht ruhiger, solider Lehrer, Karl Kleinle aus Weißenhorn wurde sein Nachfolger in Lager-Lechfeld. Daselbst wurde vom 1. Dezember ab auch der Zeichenunterricht eingeführt, 90 Mark erhielt dafür der Lehrer.

1909
Im Monat Mai wurde in Schwabmünchen ein Bezirksjugendfürsorgeverein gegründet. Der Zweck ist, für die Jugend zu sorgen, welche keine oder eine schlechte Erziehung genießt und sie bei Zeit einer edlen Familie oder einer Erziehungsanstalt zu überweisen. In Graben sind Pfarrer, Lehrer und Bürgermeister am Verein beigetreten. Im Monat Juli hat ein Knabe Namens K. B. 12 Jahre alt einem Kind aus Hurlach, als sich dasselbe bei Brotkauf in Lager-Lechfeld aufhielt 1,10 Mark aus der Hand herausgerissen und ging damit davon. Beim Gerichte angeklagt erhielt derselbe 3 Tage Gefängnis, eine Strafe, die jedoch nur bedingt ausgesprochen wurde. Im Mai des folgenden Jahres hat der gleiche Knabe einen Obermeitinger 15jährigen Burschen mit dem Messerrücken am Kopfe durch Schlagen verwundet, welche Handlung abermals gerichtlich behandelt wurde u. mit 5 Mark Strafe geahndet wurde. Das Vergehen geschah in der Klosterkirche zu Lechfeld bei dem Anlass des Bittganges in der Bittwoche.

nach 1911

Beschreibung der Volksschulstellen in Schwaben und Neuburg (1911)
Graben
I) Pfarrdorf; Teleph.; Posthilfsstelle;
P. und Bahnstation Lager-Lechfeld 2 und Schwabmünchen 5 km; Ärzte in Schwabmünchen. 80 Wohngebäude, 520 E. 517 kath. u. 3 prot. Pol. Gemeinde u. Pfarrei mit 1 Filiale ca. 650 E., 627 kath. u.23 prot. Schule auch in Lager-Lechfeld.
G. am östl. Abhange des Höhenzuges, der das Lechfeld in einen östl. u. westl. Theil scheidet. Äcker u. Wiesen. Ständige kalte Winde u. häufige bis in den Monat Mai sich erstreckende Nachtfröste beeinträchtigen die Obstbaumanzucht. M. 520 m. Klima etwas rauh, aber sehr gesund. Pfarrkirche und Gottesacker auf einer Anhöhe. (Von Graben stammt das Geschlecht der Fugger; 1367 zog der Leinenweber Hans Fugger nach Augsburg, wo er sich durch Fleiß Geschick und Sparsamkeit ein großes Vermögen erwarb u. den Grund zum Fuggerschen Reichtum legte.) Landwirtschaft, Viehzucht und Milchwirtschaft; Gewerbe wenig vertreten. 50% G.-U. 3 Wirtschaften, 2 Krämereien u. 1 Bäckerei. Fleisch von Schwabmünchen, dahin Botin wöchentl. 2 mal.
II) Sprengelschule. Schulbezirk 520 E. 1 Volksschullehrer
Werktagsch. 86 Sch., 49 Kn. u. 37 M. Sonntagsch. 37 Sch., 21 Kn. u. 16.M.
Wochenvakanz im Winter Mittwoch u. Samstag nachm., im Sommer Samstag
III) Schulhaus am westlichen Ausgange des Ortes auf einer Anhöhe an dem Gemeindeverbindungsweg Graben - Schwabmünchen 40 m v. d. Kirche, 1829 erbaut. Baulicher Zustand ziemlich gut; gemauert, mit Ziegeldach u. Blitzableiter. Ein Schulsaal und die Lehrerwohnung.
Schulsaal 9/8 m, ohne eigenen Eingang, hell, trocken, u. sehr freundlich, g. O. 3, . g. S. 3 u. g. N. 1 F. Aborte auf der Nordseite, 1897 neu erbaut. Anlage nicht holzfrei. Brennmaterial 4 Klftr.: Buchenscheitholz 1 Klftr., 2 Klftr Fichtenscheitholz 1 Klftr. und 150 weiche Wellen.
IV) Volksschullehrerstelle. (Lehrer, Mesner u. Organist.)
Dienstwohnung ohne gesonderten Eingang, 4 heizb. u. 3 unheizb. Z., 4 im Erdgeschoss u. 3 im 1. St. Wohnz. 5,8/3/2,7 m, imErdgeschoß, etwas feucht, g. S. 2 F. Schlafz. 5,3/3/3,1 m, heizb., trocken, im 1. St. , 2 F. g. S. 1 Z. 20 qm, 1 Z. 6 qm, Keller geräumig u. gut. Waschküche im Erdgeschoß mit Waschkessel. Holzlege im ehemaligen Stalle. Abort im Erdgeschoß g. N., von der Wohnung gut abgeschlossen. Im Hofe (120 qm= neben dem Eingang 1Pumpbrunnen mit sehr gutem Wasser; nur d. L. wasserbezugsberechtigt. Im N., O. u. S. 0,041 ha Garten in geschützter Lage, hievon 2/3 Gemüse- u. 1/3 Obstgarten. 2 Birnb., 3 Apfelb., 1 Kirschb., 4 Zwetschgenb., 1 Spalier u. 1 Weinstock.
Schuldienst 918,84 Mark - 2,81 Mark (Reinerlös 916,03 Mark)
Nied. Kirchendienst 537,02 Mark - 114,73 Mark (Erlös 422,19 Mark)
Chordienst (61,68 Mark)
Gesamt 1400 Mark - Pfennig
Für Gemeindeschreiberei mit Rechnungsstellung 300 M. Die Frau d. L. für Handarbeitsunterricht 72 M.
Pfarrkirche nicht groß, Orgel neu u. gut (1910 v. Hindelang) , 2 M., 14 R. Kirchenchor vorhanden. Für Kirchenproben jährl. 34 M. Mesnerstellvertreter vorhanden. D. L. hat nur an einigen Wochentagen den Geistlichen anzukleiden, alles andere besorgt der Stellvertreter. (160 M Jahresbezug, davon 62,73 M aus Kreisfonds, 50 M v. d. Kirchenstiftung u. 47,27 vom Lehrer.)

Abbildung: Grabener Schüler anno 1939 - mit Lehrer Fritz Spindler (Jahrgänge 1926-1933)

Nach 1960

Hatten im Schuljahr 1967/68 noch 58 Schüler die zweiklassige Volksschule in Graben besucht, wurde mit der Schulreform von 1969 auch das Ende der Gräbinger Volksschule eingeläutet. Emmerentia Merz unterrichtete bis zur Pensionierung 1977 als letzte in der alten Schule.

Bau der neuen Grundschule 1994/95